Stadtkirche

stakiDer Klang der Ehrlich-Orgel in der Stadtkirche hat seine Wurzeln im mainfränkischen Orgelbau der Barockzeit. In seiner Farbigkeit wirkt er auf heutige Ohren meist auf das erste eher ein wenig fremd und archaisch.

Wie bei vielen anderen auf uns gekommenen Barockinstrumenten können nicht alle Fragen nach dem originalen Klangbild Johann Adam Ehrlichs restlos aufgeklärt werden. Überraschend ist besonders die stark quintierende Charakteristik der Grundregister und die fanfarenartige Wirkung der drei Klangkronen, von denen zwei mit einem Terzchor bestückt sind. Gerade aufgrund solcher uns heute weitgehend ungewohnter Merkmale scheint das Klangbild so ungemein sprechend und tief berührend zu sein. Bemerkenswert ist auch die hervorragende Verschmelzungsfähigkeit der Register, die die unterschiedlichsten Registriervarianten zulassen und zu einem lückenlosen, profunden und leuchtkräftigen Gesamtklang führen.

Hauptwerk und Hinterwerk stehen im Verhältnis pars major und pars minor. Dass Klangbild des Hauptwerks hat dabei in allen Charakteristika seine Entsprechung im Hinterwerk eine Oktave höher. Deshalb kann die Disposition der Orgel im Reichtum seiner Grundregister, ihrer Ökonomie und Farbigkeit, der Geschlossenheit der Principalpyramide und der differenzierten Mixturchöre, sowie der räumlichen Wirkung von Haupt- und Hinterwerk als geradezu idealtypisch für die fränkische, schon nach Mitteldeutschland hin orientierte Orgel gelten.

Disposition 1748

II. Clavier (Hauptwerk), C – c“‘

Prinzipal 8′
Octav 4′
Quint 3′
Octav 2′
Quintade 8′
Viola da Gamba 8′
Klein Gedackt 4′
Mixtur 5-4fach 1 1/2′
Cornet 1′
Groß Gedackt 8′

I. Clavier (Hinterwerk), C – c“‘

Mixtur 3fach 1′
Quint 1 1/2′
Octav 2′
Floete gedackt 4′
Spitzflöte 4′
Principal 4′
musical. Still Gedackt 8′

Pedal, C – c‘

Principalbaß 16′
Subbaß 16′
Octavbaß 8′
Posaunenbaß 16′
Octav 4′
Pardon fleute 4′

Manual-Schiebekoppel, Pedal-Ventilkoppel ins II. Clavier, Koppel Hinterwerk / Pedal

Temperierung nach Kirnberger II, Stimmtonhöhe 466 Hz

Lange wurde vermutet, die Orgel habe ursprünglich auf einem Lettner gestanden, der im 19. Jahrhundert entfernt wurde. Vor einigen Jahren konnte jedoch zweifelsfrei festgestellt werden durch die Entdeckung eingeritzter Organistennamen in einer Säule, dass die Orgel erhöht (auf einem hölzernen Unterbau) im südöstlichen Bereich im Kirchenschiff aufgestellt war.

Zu diesem sehr bemerkenswerten Instrument wurde von Prof. Dr. h.c. Christoph Bossert (Würzburg) 2023 ein Erklärvideo erstellt. Über 3 1/2 Stunden portraitiert hier Professor Bossert die Orgel nach verschiedenen Parametern, eröffnet auch darüber hinaus einen Diskurs darüber, welche Musik auf dieser Orgel spielbar ist – mit erstaunlichen Ergebnissen!:

Weitere Klangbeispiele:

Georg Joseph Abbé Vogler (1749-1814) – Cantabile in C, gespielt von Ann-Helena Schlüter

Präludium und Fuge f-Moll von Johann Sebastian Bach (1685-1750), gespielt von Christian Barthen